Interview mit Hans Oliver Spanier
1. Die Tage hört man viel von Frostschäden im laufenden Jahrgang, sind Sie auch betroffen?
Leider hat es uns auch erwischt, da der Strahlungsfrost auch in die Weinhänge gezogen ist.
2. Wie wirkt sich dass auf den Jahrgang 2011 aus?
Das bedeutet nun viel Extra-Arbeit und keinen Ertrag in diesen Weinbergen. Die Reben wachsen natürlich weiter, aber die jungen Triebe tragen keine Trauben. Wo nur leichter Frost war, werden wir noch ein paar Trauben ernten können. Aber insgesamt wird sich das aus heutiger Sicht nicht so sehr auf 2011 auswirken, da wir einen perfekten Blüteverlauf hatten und wir im Moment mengenmäßig ein “normales” Jahr erwarten können.
3. Wenn Sie IHRE Weine in den Jahrgängen 2008, 2009 und 2010 vergleichen, was sind für Sie die herrausragendsten Merkmale?
Jeder Jahrgang hat seine Besonderheit und Individualität. Uns ist es wichtig, dass man auch die Jahrgangsunterschiede schmeckt. 2008 und 2010 sind sich ähnlich, wobei 2010 noch klarer, feiner, langlebiger sein könnte. 2009 war ganz anders, strahlend, anspringend, sofort präsent!
4. Was ist das Besondere an Ihren Weinen, an Ihrem Terroir?
Heute bewirtschaften wir rund 40 ha Weinberge in den besten Lagen von Rheinhessen – u.a in den zerklüfteten Steillagen des Roten Hangs bei Nierstein und in Nackenheim. Diese Jahrmillionen alte und einzigartige Bodenformation gibt den Weinen vom berühmten Roten Hang eine ganz besondere Aromatik und Charakter. Sie sind geprägt von Eleganz, Frucht und einem zarten Schmelz.
Im 50 Kilometer südlich gelegenen Wonnegau bewirtschaften wir Weinberge an den kalkhaltigen Weinbergen rund um Hohen-Sülzen und den extremen Bruchkanten des Zellertals, nur einen Steinwurf vom weit sichtbaren Massiv des Donnersberg entfernt. Die Weine präsentieren eine unglaubliche Mineralität und Klarheit. Somit können wir mit den beiden Linien Kühling-Gillot und BattenfeldSpanier einen einzigartigen Spannungsbogen Rheinhessens abbilden.
5. Unseren eigenen Erfahrungen nach ist es sehr schwer sich einen Lieblingswein zu vinifizieren – haben Sie trotzdem einen?
Ich habe viele Lieblingsweine – je nach Stimmung und Tagesform. Bei BattenfeldSpanier ist es derzeit der 2010 Riesling Eisbach, der mich mit seiner unbeschwerten, dabei gradlinigen und (trink-)erfrischen Art so begeistert. Von Kühling-Gillot trinke ich sehr gerne den Oppenheim Riesling – die Trauben hierfür wachsen in der Grossen Gewächs Lage „Sackträger“. Der Wein ist verführerisch, hat eine betrörende Frucht, viel Schmelz und Eleganz – auch ein toller Speisenbegleiter.
6. Zu guter letzt: Sie arbeiten ja im Weingut als Team, wer in der Familie übernimmt welchen Teil?
H.O. kümmert sich um die Weinberge, die Weinbereitung und natürlich auch um die Präsentation der Weine. Carolin kümmert sich um den gesamten Export, das Tagesgeschäft, den Weinverkauf, reist viel…und die Kinder. Und dann haben wir zum großen Glück unsere Eltern, die uns immer wieder tatkräftig unterstützen.